Geschichte der Uhren

 
Zeit und Raum sind zwei Begriffe, die den Menschen aller großen Kulturen zum Nachdenken zwangen.
Diese Menschen strebten danach, die Zeit zu ermessen und den Raum zu erforschen.
Wohl gab uns die Natur deutliche Zeichen und Anhaltspunkte für die Bestimmung und Einteilung der
Zeit, besonders für die kurzfristige Zeit: so Tag und Nacht, die Gezeiten (Ebbe und Flut), die Jahreszeiten,
den periodisch wiederkehrenden Vollmond usf. Aber um einen Kalender festlegen zu können, mußte der
Lauf der Gestirne beobachtet und ergründet werden.
Nicht umsonst wurden vor vielen tausend Jahren in Chaldäa, im heutigen Mesopotamien, welches als
die älteste Geburtsstätte unserer abendländischen Kultur angesehen wird, von den Sumerern und später
von den Babyloniern mächtige, turmartige Gebäude errichtet, Zikkurate genannt, auf deren Zinnen die
Astronomen die Konstellationen und den Gang der Sterne beobachten konnten.
Aus diesen Feststellungen heraus entstand nach und nach der heutige Kalender,
der durch die großen Wissenschafter von Alexandrien so genau festgelegt wurde,
daß er unter wenigen Abänderungen von Julius Cäsar übernommen wurde und
als Julianischer Kalender in die abendländische Kultur einging. Dies bildete den
Übergang von der >>Zeitlosigkeit<< zur gemessenen Zeit. Einmal lebte der
Mensch geruhsam und gemächlich, ohne die Zeit zu messen, ohne Hast und
ohne Nervosität. Es muß eine gemütliche Zeit gewesen sein damals, als jeder
Mensch sein eigener Zeitmesser war, da jedermann an seinem eigenen Schatten
die ungefähre Zeit ermessen konnte. Das war die billigste Uhr, die je existierte.
Es war jene Epoche, da man die Gnomone zur
Zeitmessung verwandte. Gnomone sind nichts
anderes als Pfähle, die in die Erde gerammt wurden
und aus deren Schatten man die Zeit ersehen
konnte. Die alten Ägypter setzten oft anstelle dieser
Pfähle kostspielige Obelisken. Die Sonnenuhr, die
heute noch Häuser und Kirchen ziert, entstand. Die
Sanduhr wird vermutlich auch zu jener Zeit
erfunden worden sein.
Wir glauben, daß die Wasseruhr zuallererst in
Chaldäa praktisch verwendet wurde und daß sie
durch das phönizische Handelsvolk, ungefähr zur
gleichen Zeit wie das Rad und das Pferd, nach
Ägypten gebracht wurde. Die Wasseruhr wird in
den ägyptischen Annalen zum erstenmal unter der
18.Dynastie, ums Jahr 1400 vor unserer
Zeitrechnung, erwähnt. Von Ägypten kam die
Wasseruhr über Kreta nach Griechenland, wo sie
Klepsydra genannt wurde, was soviel heißt wie
Wasserhehler (Wasserstehler? d.Verf.). Die ursprüngliche Wasseruhr bestand
aus einem mit Wasser gefüllten Gefäß. Das Wasser sickerte tropfenweise
durch eine kleine Öffnung, und die jeweilige Höhe des kleinen Wasserspiegels
gab die Zeit mittels eines Schwimmers und einer Skala an. Poeten und
Geschichtsschreiber, die zur Zeit des Homer und des Sokrates lebten,
erwähnen oftmals die Klepsydra. Auch erzählen sie uns, daß man damals, um der Schwatzhaftigkeit der
Laienrichter, die unseren heutigen Advokaten entsprechen, zu steuern, die Gerichts-Klepsydra einführte,
welche die Redezeit dieser Volksrichter beschränkte. Auch im alten Rom wurde den Senatoren, sobald sie
anfingen zu sprechen, eine Wasseruhr zur Seite gestellt.
Um 150 nach Christi Geburt erfand man in Alexandrien (man sagt durch Ptolomäus Claudius) einen
Zeitmesser, der mittels eines Räderwerkes in Gang gesetzt wurde. Obwohl diese mechanische Uhr mit
Räderwerk und Gewicht, bis in die Renaissancezeit hinein, besonders in Italien viele Verbesserungen
erfuhr, wurde die Wasseruhr immer noch in unzähligen Arten und Modellen verwendet. Durch das
Pendelgesetz des Galileo Galilei wurden die Voraussetzungen für die Sekunde geschaffen. Er sowohl
wie Kopernikus verfochten die These der Erddrehung um die Sonne.
Von jeher hat man versucht, das Perpetuum mobile zu erfinden. Dieses utopische Ziel wird man nie
erreichen können, und doch ist man in der Uhrmacherkunst dem Perpetuum mobile sehr nahe auf den
Leib gerückt.
Ich spreche von der Tischuhr, die durch Lichtstrahlen fortwährend aufgezogen wird. Ich möchte ferner
die >>Atmos<<-Pendule erwähnen, welche durch die Temperaturschwankungen in Gang gehalten wird.
Jüngst wurde eine Pendule geschaffen mit elektromagnetischem Werk, das dank einer sinnreichen
Erfindung - Transistor genannt sich von selbst aufzieht und auch von selbst reguliert.

 

 

Impressum